„Das Training baut auf den Trieben der Hunde auf“: So werden in Solothurn Polizeihunde ausgebildet.

Kein Gerät kann die feine Nase eines Polizeihundes ersetzen. Genügend Hunde auszubilden, ist der Kantonspolizei Solothurn deshalb wichtig – Ein Besuch beim Hundecorps Solothurn.

Text, Bilder und Video von Sarina von Weissenfluh

Im Wald bei Lohn-Lüterkofen in Solothurn haben sich Polizistinnen und Polizisten versammelt. Mit ihnen ihre freudig erregten Junghunde, aus den Polizei-Schutzhunde werden sollen. Auch die Polizeiangestellten sind noch in Ausbildung zu Polizeihundeführerinnen und- Führern.

Unter ihnen ist auch Ulrich Oppliger. Er ist technischer Leiter der Diensthundeführer der Kantonspolizei Solothurn, kurz KaPo. Er selbst ist seit 25 Jahren Hundeführer und rund 20 Jahre Instruktor.

Ein Polizist sitzt mit seinem deutschen Schäferhund auf einem Stein.
Ulrich Oppliger mit seinem Hund „Jedi vom Tuniberg“

Oppliger hat so manche Halterinnen und Halter mit ihren Hunden ausgebildet. Jeder Hund hatte dabei seinen eigenen Charakter. Für ihn sei dies die grösste Herausforderung. Denn für jeden Hund müsse er sich neue Lösungen und Strategien ausdenken. Eine Ausbildung nach Lehrbogen gebe es nicht. Jedoch: „So bleibt mein Job auch nach 20 Jahren noch spannend.“

Es ist für den Hund eine Art Befriedigung

Nach einer kurzen Begrüssungsrunde kann es endlich losgehen. In den heutigen Übungen geht es darum, flüchtige Personen im Wald aufzuspüren:

Das Training ist für die Hunde sehr anstrengend. Sie rennen herum, riechen viele Gerüche und müssen ständig konzentriert sein. Suchübungen dauern deshalb höchstens 20 Minuten am Stück. Damit die Hunde bei den Übungen mitmachen, aktiviert man ihren Spiel-, Jagd- und Beutetrieb. „Was für uns Menschen nach Motivation aussieht, ist für den Hund eine Art Befriedigung“, sagt Oppliger.

Nach den Übungen brauchen die Hunde jetzt erst einmal eine Pause. Frauchen und Herrchen hingegen bekommen nun ein Feedback: Was war gut, woran müssen sie noch arbeiten und wie können sie ihre Trainingsziele am besten erreichen.

Ein Polizist spricht mit einer Polizistin und einem Polizisten.
Ulrich Oppliger gibt den auszubildenden Polizistinnen und Polizisten ihr Feedback.

Um Polizeihundeführerin oder Polizeihundeführer zu werden, genügt aber regelmässiges trainieren alleine nicht.

Wer eignet sich überhaupt?

Wer Hundeführerin oder- Führer im Polizeikorps werden will, muss bereits als Polizistin oder Polizist arbeiten. Einsätze mit Hunden sind eine Nebentätigkeit zum Polizeialltag mit Berichten und Strafzetteln. Eine weitere Voraussetzung ist für die Arbeit mit Hunden besonders teamfähig sein. Denn der Hund ist ihr ständiger Begleiter. Anwärterinnen und Anwärter für den Polizeihundekorps brauchen viel Ausdauer und hohe Einsatzbereitschaft. Der grösste Teil des Trainings findet nämlich zu Hause, also in der Freizeit statt.

Auch der Hund muss einige Eigenschaften erfüllen: Für Schutzhunde eignen sich gemäss Oppliger am besten deutsche und belgische Schäferhunde. Vorallem wegen ihrer hohen Ausdauer, Jagdtrieb und gutem Nervenkostüm, wie er sagt.

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Es gebe alle fünf Jahre einen Hund, den er ablehnen müsse. Auch Oppliger selbst musste für einen seiner Hunde einen anderen Halter suchen, weil sein Hund die nötigen Anforderungen nicht erfüllt hat. Er wollte nicht zwei Hunde halten. „Das hat schon weh getan, schliesslich baut man mit dem Hund eine Bindung auf.“ Aber leider eignen sich nicht alle Hunde für die Ausbildung zum Polizeihund. Denn diese verlangt von Mensch und Tier einiges ab.

Die Dauer hängt von der Entwicklung ab

Die Hunde beginnen mit der Ausbildung bereits im Alter von sechs Monaten. Bis zum Schutzhund dauert dauert es zweieinhalb bis drei Jahre. Die Ausbildungdauer hängt laut Oppliger davon ab, wie schnell sich der Hund geistig entwickelt und lernt. Wenn der Hund geistig noch nicht so weit sei, könne er bei einem richtigen Einsatz überfordert sein. Und auch davon, wie viel Erfahrung die Polizistin oder der Polizist mit Polizeihunden hat. Je mehr Erfahrung der Mensch hat, desto besser kann sie oder er den Hund führen und unterstützen.

Bei der Ausbildung gibt es praktische Ausbildungstage und einen Teil Theorie. Im theoretischen Teil geht es um erste Hilfe für Hunde und allgemein wie Hunde ticken. Der Rest besteht aus praktischem Training draussen.

Eine Polizistin krault einen belgischen Schäferhund hinter den Ohren.
Hund „Pax“ ist schon bald prüfungsreif.

Nebst privatem trainieren zu Hause, wird an bestimmten Trainingstagen der Polizei jeweils eine Erfolgskontrolle gemacht und der nächste Ausbildungsschritt erteilt.

Der Abschluss ist noch nicht das Ende

Nach abgeschlossener Grundausbildung müssen die Hundeführerinnen und Hundeführer gemeinsam mit ihren Hunden einen Einsatztest absolvieren. Dabei beurteilen Experten aus anderen Polizeikorps das Zweiergespann. „Bis zu 95 Prozent der Anwärtenden bestehen die Polizeihundeausbildung“, sagt Oppliger. Wenn nicht, könne dies einerseits am Hund liegen: Er bringt nicht die nötigen Eigenschaften mit oder hat bekommt gesundheitliche Probleme. Andererseits könne es am Mensch liegen: Am fehlenden Geschick, aber auch an sich ändendern Familienverhältnissen oder zu hoher Arbeitsauslastung.

Ist die Ausbildung jedoch erfolgreich abgeschlossen, wird der Einsatztest jährlich wiederholt. Und die Hunde machen auch nach der Ausbildung regelmässige Erhaltungstrainings. So ist das Team allzeit zum Einsatz bereit.

Weitere Infos zu Schutzhunden und weiteren Diensthundearten sind auf der Website des Schweizerischen Polizeihundeführer-Verbands zu finden.

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